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Charlotte Gaertner

Landkarte

Themenkompass

Frische Zeltlektüre

Mein Geschmack? Abenteuer.

Prolog

Rausgier, die: Substantiv, feminin. Das Beherrschtsein von dem Wunsch, das gewohnte Umfeld zu verlassen, um Neues zu entdecken und Abenteuer zu erleben. Beispiele aus dem sprachlichen Umgang mit Rausgier: (1) jemanden packt die Rausgier (2) die Rausgier befriedigen (3) rausgierig sein.

Aus eigener Erfahrung ist die Rausgier ein äußerst drängendes Verlangen. Es befällt einen dann, wenn der Alltag einen unter seiner Fuchtel hat. Dann möchte man ausbrechen, Neues entdecken, ein Abenteuer erleben – und die Rausgier befriedigen. Deshalb kommt hier meine Top 3 an Methoden, wie man sie in den Griff bekommt.

Methode 1: Schuhe anziehen und los.

Die einfachste Methode, um die akute Rausgier zu bändigen, heißt natürlich: Schuhe an und los. Denn meist ist „immer der Nase nach“ eine Richtung, die automatisch für Überraschungen sorgt. Zum Beispiel so:

Wo sich Himmel und Erde berühren, kann guter Wein nicht fern sein.

In Dresden der Intuition folgen.

Ist man in Dresden und hat keine Lust auf das übliche Programm (Elbschifffahrt, Elbterrassen, Elb-irgendwasanderes), dann kann einen „immer der Nase nach“ zum Altmarkt führen. Von dort fährt die Straßenbahn 2 Richtung Kleinzschachwitz. Wenn man mit dieser Linie bis zur Endstation fährt, einen kleinen Fußmarsch Richtung Fähre und anschließend eine Überfahrt wagt, dann ist man nicht nur auf der anderen Elbseite, sondern gefährlich nahe an Schloss und Schlosspark Pillnitz angekommen. Das selbst könnte schon ein Ziel sein – vorausgesetzt, man bevorzugt die großen Sehenswürdigkeiten. Hat man Lust auf die kleineren, so hält man sich links vom Park, passiert den Parkplatz, biegt rechts ab und folgt der Hauptstraße bis zum Teepavillon zur rechten Seite. Hier biegt man links in den Bergweg ein und folgt ihm solange, bis man nach einem kleinen Anstieg inmitten eines Paradieses steht. Dieses Paradies ist das Weingut Zimmerling, das von den imposanten Skulpturen von Malgorzata Chodakowska bewacht wird. Klaus Zimmerling und seine Frau Malgorzata Chodakowska leben seit 1992 auf dem Weingut mit dem ziemlich perfekt nach Süden ausgerichteten Weinberg. Neben den Skulpturen von Malgorzata Chodakowska gedeihen hier Kerner, Riesling, Grauburgunder, Weißburgunder, Gewürztraminer und Traminer.

Die Idylle im Glas.

Wo Wein und Kunst sich treffen.

Für alle, die sich nach dem kleinen Spaziergang eine Belohnung gönnen möchten, hat der Ausschank des Weinguts von Freitag bis Sonntag 11 bis 19 Uhr geöffnet, das gilt auch für Feiertage. Dort wird man sehr fachkundig beraten – und kann einen Blick auf die Skulpturen von Malgorzata Chodakowska werfen. Und der lohnt sich! Denn Malgorzata Chodakowska arbeitet mit Holz und Bronze, wobei ihre Bronzeskulpturen häufig um das Element Wasser ergänzt werden. So entstehen einzigartige Springbrunnen – wie beispielsweise ein Engel, dessen Flügel sich aus fließendem Wasser formen. Chodakowskas Skultpuren haben etwas Königliches an sich, verströmen Kraft und innere Ruhe. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man an den einstigen Besitzer des Ortes, an dem sie entstehen, denkt: August der Starke. Nach dem sächsischen Kurfürst und König von Polen heißt der Weinberg auch Pillnitzer Königlicher Weinberg. Mit einem Glas Kerner in der Hand und beim Blick auf die Reben muss ich schmunzeln: „In vino veritas“ scheint hier nur die halbe Wahrheit zu sein.  „In vino felicitas“, denk ich mir. Denn Glück ist es, mit dem man hier anstößt.

„Rausgier befriedigen“, Methode 1 in Kurzform.

Methode: Schuhe anziehen und los geht’s.

Vorteil: Man wird überrascht – zum Beispiel von einem verzauberten Weinberg mit imposanten Skulpturen.

Nachteil: Man wird überrascht – und findet vielleicht keinen verzauberten Weinberg mit imposanten Skulpturen.

Methode 2: Ich bin dann mal kurz oder minimal länger weg.

Manchmal reicht es einfach nicht aus, die Schuhe anzuziehen und einen Tag auf Entdeckungstour zu verbringen. Dann darf es gern etwas mehr sein. Ein Kurzabenteuer über ein verlängertes Wochenende zum Beispiel – oder eine ganze Woche einfach mal raus. Der Erholungseffekt ist größer, die Geschichten für die Freunde zuhause werden länger, aber unter Umständen ist etwas mehr (Voraus-) Planung erforderlich.

Ein solches kurzes Abenteuer kann dann in etwa so ablaufen, wie mein Kurztrip in die Sächsische Schweiz mit meiner Mama. Davon durfte ich diesen Sommer in meinem Lieblingsblog vom Fräulein Draußen berichten.

Oder es wird ein kleiner bis mittelgroßer Trip, wie beispielsweise meine Reise auf die Isle of Skye – ebenfalls mit Mama im Schlepptau.

Blick auf den Hafen von Portree, der Hauptstadt der Isle of Skye.

Mit Mama auf der Isle of Skye unterwegs.

Für unsere erste Reise nach Schottland wählten Mama und ich (im weiteren Verlauf „Reisegruppe Gilmore Girls“) einen guten Mix aus Vorbereitung und Improvisation: Wir hatten lediglich den Flug nach Aberdeen und die Unterkünfte gebucht. Von Aberdeen aus ging es zunächst mit dem Zug nach Inverness und dann mit dem Bus weiter nach Portree, der Hauptstadt der Isle of Skye. Für große Verwirrung sorgte bei mir zunächst die Aussprache des Hauptstadtnamens. Murmelte ich beim Kauf der Bustickets etwas von „Portriii“, fragte der Busfahrer nach: „Portreii, aye?“ Später verstand ich auch ein wenig besser, warum. Denn der Name leitet sich aus dem Schottisch-Gälischen ab und lautete ursprünglich Port Righ – oder „Hafen des Königs“. An genau diesem Hafen hatten wir, die Reisegruppe „Gilmore Girls“, das Dachzimmer im „Rosedale Inn“ gemietet. Und von dort galt es, die Insel zu entdecken.

Die Isle of Skye bietet jede Menge Natur, die es sich zu erwandern lohnt. Das funktioniert prima durch Tagestouren oder auf den Pfaden des Skye Trails, der in gut 7 Tagesetappen über 128 km auf der Insel entlangführt. Der Trail selbst ist kein offizieller Fernwanderweg – d.h. es gibt keine Wegmarkierungen und Teile der Strecke führen quasi querfeldein.

Auf Dunvegan Castle.

Wer Lust auf eines der bekannten schottischen Castles hat, der kann mit dem Bus von Portree nach Dunvegan reisen, um sich Dunvegan Castle anzusehen. Vor allem der Garten ist einen Besuch wert, da er von wilder Vielfalt bis zum Kulturgarten alles bietet. Für alle Scotch-Interessierten lohnt sich zudem ein Ausflug in die Talisker Destillerie.

„Rausgier befriedigen“, Methode 2 in Kurzform.

Methode: Rausgier erkennen, etwas Planung investieren – und mit Schwung ins Abenteuer.

Vorteile: Kurze bis mittelgroße Abenteuer bringen schnell Abwechslung in den Alltag und sorgen für neue Eindrücke.

Nachteile: Manchmal reicht eine kurze bis mittlere Aufladung der Rausgier-Akkus nicht aus. Vor allem dann nicht, wenn man während des kleinen Abenteuers sprichwörtlich „Blut leckt“ und Lust auf mehr bekommt.

Methode 3: Abenteuer im großen Stil.

In Fällen übergroßer Rausgier hilft weder Methode 1 noch Methode 2. Denn beide Methoden greifen einfach zu kurz und bieten zu wenig Raum für umfassende Natur- und/oder Genusserlebnisse. Wen das tiefe Verlangen packt, dem Alltag zu entfliehen oder wer Tagesausflüge und Kurztrips nur noch als unbefriedigend erlebt, der sollte zu weitaus drastischeren Maßnahmen greifen: Ein Abenteuer mit einer Dauer von mindestens drei Wochen. Und dafür darf es dann auch einmal etwas weiter weg gehen.

Auf zum ersten großen Abenteuer!

Mir geht es seit diesem Sommer so – und deswegen habe ich beschlossen, mich an mein erstes wirklich großes Abenteuer zu wagen: Trekking in Patagonien. In einem solchen Fall kommt dann natürlich nicht nur das Buchen der Flüge auf einen zu. Man sollte sich vorab über die benötigte Ausrüstung, mögliche Touren und Voraussetzungen für diese informieren – und sich auch mit Gesundheitsmaßnahmen wie zum Beispiel möglichen Gefahren vor Ort oder den benötigten Impfungen beschäftigen. Wenn man Trekkingeinsteiger ist, so wie ich, und die erste längere Tour mit der ersten Fernreise kombiniert, dann gibt es natürlich noch ein paar andere Fragen zu beachten. Zum Beispiel: Was ist die optimale Länge für eine Tagesetappe? Schließlich will man ja nicht weit weg von zuhause gleich am ersten Tag vollkommen erschöpft zusammenbrechen.

So wurden Planung und Vorbereitung meiner ersten größeren Trekkingtour selbst schon zum Abenteuer und schürten die Vorfreude – dennoch habe ich hin und wieder den ein oder anderen Tipp und Trick vermisst. Deswegen habe ich parallel zur Vorbereitung begonnen, dieses kleine virtuelle Basislager mit Namen „Rausgier“ anzulegen, in dem ich von meinen Erfahrungen berichten werde.

„Rausgier befriedigen“, Methode 3 in Kurzform.

Methode: In sich hineinhören und rausfinden, wie groß die Rausgier ist. Erkennt man, dass die Rausgier schon eine tiefer gehende Sehnsucht geworden ist und sich durch kleinere Ausflüge schlicht nicht mehr im Zaum halten lässt, dann sollte man die ersten Schritte wagen und beginnen, ein Abenteuer von ausgewachsener Größe zu planen.

Vorteile: Große Abenteuer laden sämtliche Akkus wieder auf. Sie bringen frische Erfahrungen, erweitern den Horizont und stellen einen vor neue Herausforderungen.

Nachteile: Große Abenteuer sind dann eben auch groß – und manchmal fehlen Zeit und Geld, um solch eine Reise planen und umsetzen zu können.

Fazit: „Abenteuer frei!“

Die Rausgier zwingt uns dazu, neue Ufer zu entdecken. Unwichtig ist, ob man diese Ufer während eines kurzen, mittelgroßen oder großen Abenteuers entdeckt. Denn so oder so: ein waschechtes Abenteuer macht glücklich. Und nur darum geht es.

Anregungen für’s nächste Abenteuer im Überblick.

Weingut Zimmerling an der Sächsischen Weinstraße

Das Wichtigste im Überblick

Weinausschank und Flaschenverkauf haben freitags und samstags jeweils von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Das gilt auch für Sonn- und Feiertage. Zimmerling Weine können auch online erworben werden.

So findet man das Weingut

Klaus Zimmerling und Malgorzata Chodakowska
Bergweg 27
01326 Dresden

Eine Wegbeschreibung ist hier hinterlegt.

Wir sind ab Dresden Altmarkt mit der Tram 2 Richtung Kleinzschachwitz gefahren. Der Ausstieg erfolgt an der Endhaltestelle (Freystraße), dann muss man nur noch der Beschilderung zur Fähre folgen. Das Straßenbahnticket gilt auch für die Fähre (juchhu!). Nach Übersetzen lässt man das Schloss Pillnitz rechterhand liegen und läuft Richtung Parkplatz. Hat man den hinter sich gelassen, folgt man der Hauptstraße bis zum Teepavillon. Von dort geht es nach links in den Bergweg hinein. Für den gesamten Weg sollte man gut anderthalb bis zwei Stunden einplanen.

Weiterführende Links

Wer sich umfassender zum Weingut informieren möchte, sollte mal auf der Website vom Weingut Zimmerling vorbeischauen.

Ausführliche Informationen zu Skultpuren und zur Künstlerin Malgorzata Chodakowska selbst findet man hier.

Isle of Skye

Das Hotel am Hafen

Wir besuchten das Rosedale Inn 2012, vor der Renovierung. Wir wurden herzlich begrüßt, hatten viel Spaß im Dachzimmer (mit DVD-Player für Filmabende und Wasserkocher für Tee) und lernten im Gemeinschaftsraum den ein oder anderen Inselhopper kennen.

Whisky

Jedem Land sein Getränk – und in Schottland kommt man nicht um den Scotch drumrum. Na gut, kommt man schon. Wir kamen es nicht. Wer die Isle of Skye besucht und sich für die dortige Talisker Destillerie interessiert, findet mehr Informationen zu Besichtigungen hier.

Dunvegan Castle

Wir haben unseren Besuch auf Dunvegan Castle und insbesondere den Garten sehr genossen. Wer sich genauer informieren möchte, wird hier fündig.

Busanbindungen

Schottland verfügt über ein gutes Fernbusnetz, das es einem erlaubt, entspannt von A nach B zu kommen. Visit Scotland hat hier Informationen zum Reisen per Fernbus zusammengetragen.

Mehr Informationen

Wer sich allgemein einen Überblick über die Vielzahl der Möglichkeiten in Schottland machen möchte, kann sich über den Tourismusverband Visit Scotland hier eine kostenfreie Broschüre herunterladen.

Hinweis: Ich nutze keine Affiliate-Links oder Ähnliches. Alle Tipps und Hinweise auf diesem Blog entsprechen meiner ganz persönlichen Meinung und sowohl meine Touren als auch meine Ausrüstung sind selbst ausgewählt bzw. geplant. Ich betreibe diesen Blog ausschließlich privat, weil ich gern über meine Abenteuer und meine Gedanken zu ihnen schreibe und mich freue, sie auf diese Weise mit euch teilen zu können.

Ich bin neugierig:

Wie zähmt ihr eure Rausgier? Oder habt ihr gar selbst eure erste größere Tour vor euch? Ich bin gespannt und freue mich auf eure Kommentare!

5 Kommentare zu “Mein Geschmack? Abenteuer.

  • Kerstin gärtner
    22. Oktober 2017 | 16:53

    In vino felizitas????!

    • Charlotte
      22. Oktober 2017 | 22:29

      Oh, und wie! Vor allem, wenn man es mit derart kunstvollen Weinen zu tun hat ????

  • Michael
    1. November 2017 | 12:33

    Find ich gut

    • Charlotte
      1. November 2017 | 14:32

      Das find ich schön 😉

  • Warum ich nach Patagonien reiste. – Rausgier
    4. April 2018 | 21:58

    […] oder „die ganz große Flucht aus dem Alltag“ (mehr dazu könnt ihr übrigens hier nachlesen). In gut zehn Jahren Berlin bot sich jedoch noch nie die Möglichkeit für ein Abenteuer […]

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