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Charlotte Gaertner

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Alles Mars, oder was?

Fünf Eindrücke meiner Madeira-Reise

Madeira liegt westlich von Marokko mitten im Atlantik und wird auch als „die Blumeninsel“ beschrieben. Das ist richtig – aber noch längst nicht alles. Denn neben einer überbordenden Vielfalt an Pflanzenarten hat die Insel auch eine Gebirgskette zu bieten, welche kurz die Frage aufkommen lässt, ob man nicht auf einem anderen Planeten unterwegs ist. Die fünf Eindrücke meines ersten Madeira-Besuchs habe ich hier zusammengefasst. 

Der erste Eindruck: „Willkommen im Paradies.“

Für den „Sonnenkönig“ Louis XIV. wurden mit Versailles und dem zugehörigen Schlosspark paradiesische Verhältnisse durch Menschenhand geschaffen. Aber viel früher – vor gut 18 Millionen Jahren – begann die Erde selbst an einem kleinen Paradies zu arbeiten: Madeira. Hier wächst und gedeiht die Pflanzenpracht nicht nur in den Waldgebieten im Landesinneren, sondern auch auf Lavagestein – und an der Küste völlig unbeeindruckt von Atlantikwinden. Das Besondere dabei: Im Laufe der Zeit haben sich auf Madeira eigenständige Pflanzenarten entwickelt. Diese über 140 sogenannten „Endemiten“ kann man nur auf Madeira und nirgendwo anders auf der Welt bewundern.

An der Ponta de São Lourenço.

Wanderung zur Halbinsel São Lourenço.

Bevor man sich erschlagen vor Eindrücken direkt dem inseltypischen Getränk „Poncha“ mit Brand aus Zuckerrohrsaft, Bienenhonig und Zitronen widmet, kann man während einer Auftaktwanderung die Gedanken ordnen. Zum Beispiel bei einer leichten Tour über die Halbinsel São Lourenço. Der Ausgangspunkt für die kleine Wanderung ist der Parkplatz über Baía d’Abra, der mit dem Bus 113 oder per Mietwagen bequem zu erreichen ist. Von dort startet der gut zu bewältigende Balanceakt über die Steilküste, der mit Blick auf einen Leuchtturm am äußersten Zipfel der Halbinsel endet. Hier kann man verweilen und das Rauschen des Atlantiks genießen. Doch Achtung: Hüte und andere windanfällige Dinge sollten enger geschnallt werden, wenn man sie nicht an die Fluten des Meeres verlieren möchte.

Entlang der Steilküste nahe Arco de São Jorge.

Entlang der Nordküste zu den Ruinen einer Zuckerfabrik.

Wem der Weg über die Halbinsel São Lourenço mit zu wenig Steigung verläuft, kann als kleine Auftakt-Tour von Arco de São Jorge entlang der Nordküste wandern. Der Ausgangspunkt für die Wanderung ist das Restaurant „O Aco“. Auch hier gibt es Steilklippen mit anmutig darauf wachsenden Pflanzen zu bewundern – und das nicht nur von oben herab, sondern auch von unten. Denn vom Hauptweg zweigt kurz vorm Talgrund an einem verfallenen Haus ein weiterer, kleiner Weg ab. Dieser führt nicht nur zu den Ruinen einer alten Zuckerfabrik, sondern auch direkt zum Wasser. Für Fans intensiven Meeresrauschens ist dieser Abstecher auf jeden Fall zu empfehlen!

Madeira auf den zweiten Blick: „Verloren im Feenwald.“

Wer genug von der Küste und der dortigen Pflanzenwelt gesehen hat, kann sich in mystische Regionen aufmachen: Zum Beispiel in den Lorbeerwald im Norden der Insel. Dieser Wald – auch Laurisilva genannt – gehört seit Dezember 1999 zum UNESCO-Weltnaturerbe und hat neben Stinklorbeerbäumen vor allem eines zu bieten: geheimnisvolle Nebelschwaden.

Am Forsthaus von Fanal.

Geheimnisvoll: Die Levada dos Cedros.

Diese Nebelschwaden findet man beispielsweise entlang der Levada dos Cedros – mit dem Forsthaus von Fanal als Ausgangspunkt der Wanderung. Manchmal können sie so ausgeprägt sein, dass eine Wanderung durch den Feenwald wegen schlechter Sicht nicht möglich ist. Da hilft dann auch kein Nebelscheinwerfer. Für diesen Fall sollte man eine alternative Wanderung im Hinterkopf haben und sich vornehmen, wiederzukommen. Übrigens: Alternative Wanderrouten findet man ausgezeichnet im Rother Wanderführer „Madeira“ von Rolf Goetz. In Kombination mit der „Madeira Weather“ App kann man sich eine Region rauspicken, in der das Wetter den eigenen Wünschen entspricht, und dorthin fahren – vorausgesetzt natürlich, man ist mit Mietwagen unterwegs. Das ist auf Madeira zu empfehlen. Denn das Wetter auf der Insel unterliegt starken Schwankungen. So kann es auf einer Seite regnen und auf der anderen Inselseite strahlender Sonnenschein herrschen. Mit einem Mietwagen kommt man dann flexibel von Nord nach Süd, von Ost nach West – oder andersrum.

Wassertropfen im Feenwald.

Aller guten Eindrücke sind drei: „Alles Mars, oder was?“

Hat man sich den Weg aus dem Nebel gebahnt, heißt es: Luft anhalten und staunen! Denn wenn die Wetterkamera auf dem Pico do Arieiro ein nebelfreies Bild zeigt, kann man die Fahrt zum dortigen Parkplatz wagen und auf Wanderung zum Pico Ruivo gehen. Der Pico Ruivo ist die mit 1862 m höchste Erhebung der Insel und sorgt bei guten Wetterverhältnissen für Aussicht auf beeindruckende Panoramen.

Wow-orama.

Auf dieser Wanderung sind festes Schuhwerk und Taschenlampe sehr zu empfehlen. Denn es geht nicht nur auf und ab, sondern auch durch Tunnel, über steile Treppen und Felsen. Die Wanderung ist dadurch enorm abwechslungsreich – und sollte frühzeitig angegangen werden. Denn ab mittags sorgen die Ausdünstungen der Pflanzen für Nebel und schlechtere Sicht. Frühaufsteher genießen daher ein gutes Aufstiegsfenster und haben mittags Zeit, die Aussicht vom Pico Ruivo etwas länger zu genießen, bevor es zurückgeht.

Gruß von einem anderen Planeten.

Der vierte Eindruck: „Immer der Levada nach!“

Wer Achterbahn-freie Wandertouren sucht, wird entlang der Levadas fündig. Die Levadas sind Wasserkanäle, in welchen das Wasser aus dem regenreicheren Norden zu den Gärten und Plantagen im Süden der Insel geführt wird. Dabei werden nur sehr geringe Gefälle überwunden, welche die Wanderpfade entlang der Levadas als angenehm zu gehen gestalten. Schwindelfrei sollte man jedoch in vielen Fällen sein, da es an den Seiten gern mal steil nach unten gehen kann. 

Auf der Levada do Norte zum Cabo Girão, einer der höchsten Steilklippen Europas.

Auf der Levada do Norte zum Cabo Girão.

Eine interessante Tour hat als Ausgangspunkt die Levada do Norte in Câmara de Lobos und geht hinauf zum Cabo Girão. Da die Levada nicht nur Wanderweg, sondern für viele Anwohner auch der Zugang zu ihren Häusern ist, kann man das Leben auf Madeira hier quasi hautnah erleben. Dazu zählen dann auch Erlebnisse wie Katzen, die Fischreste aus der Levada angeln oder Ziegen, die in den angrenzenden Gärten grasen. Ein kleiner Hinweis: Das letzte Stück zum Cabo Girão verlässt die Levada und führt weiter hinauf auf die etwa 580 Meter hohe Steilklippe. Hier braucht man dann doch etwas Puste. Wer möchte, kann sich nach dem Besuch des Cabo Girão mit dem Taxi wieder in die Ortschaft fahren lassen. Doch Vorsicht – den Fahrtpreis sollte man vorher aushandeln, um eine teure Überraschung am Ziel zu vermeiden. 

Für Schwindelfreie: der Blick hinab vom Cabo Girão.

Madeira auf den fünften Blick: „Bis bald!“

Auch wenn Madeira für seine Pflanzenvielfalt berühmt ist, so gibt es auch eine liebenswürdige Tierwelt, die einen schnell wissen lässt: Komm bald wieder! Dazu zählen vor allem die neckischen Madeira-Buchfinken, die schon sehr gut gelernt haben, wie sie sich in Szene setzen können. Dem gewogenen Wanderer begegnen sie mit sehr viel Aufmerksamkeit – vor allem dann, wenn er Brotkrumen dabei hat. Eigentlich soll man Tiere in freier Wildbahn ja nicht füttern, aber diese kleinen Tiere bestehen so sehr auf ihrem Recht, dass keiner ihrem Bitten widerstehen kann.

Gefiederspiel des Winds.

Wandern auf Madeira – so gelingt’s.

Ich packe meinen Koffer für Madeira und nehme auf jeden Fall mit…

Touren- & Informationsgrundlage

Der Rother Wanderführer „Madeira“ von Rolf Goetz ist sowohl für die Vorbereitung der Touren, als auch währenddessen und für den Fall, dass man sich doch ganz schnell eine andere Wanderung überlegen muss, ideal. Er enthält interessante zusätzliche Informationen, besticht durch einen klaren Aufbau und ist dadurch überaus praktisch in der Handhabung.

Ich hatte außerdem noch die Madeira „Tour & Trail“ Map dabei. Diese hat sich ebenfalls als hilfreich erwiesen. Meine Empfehlung ist, sie in der „super-durable“ Version zu kaufen, da gerade Wanderungen im Landesinneren mit hoher (Luft-) Feuchtigkeit gesegnet sein können, welche Kartenmaterial schnell angreift. Aber eben nicht, wenn man mit „super-durable“ vorgesorgt hat.

App

Zur Erforschung des Insel-Wetters habe ich außerdem die „Madeira Weather“ App genutzt. Die hat sich vor allem dann bezahlt gemacht, als ich im tiefsten Nebel die Hand vor Augen kaum noch gesehen habe und meine Wanderung am Forsthaus Fanal abbrechen und durch eine andere ersetzen musste.

Kleidung

Wen es nach Madeira verschlägt, dem empfehle ich neben festen Wanderschuhen die klassische Zwiebel: Kleidung nach dem Schichten-Prinzip. Denn im Süden der Insel kann fröhliches T-Shirt-Wetter herrschen, während im Landesinneren gerade Regenstimmung überwiegt. Für Wanderungen eignen sich daher atmungsaktive Shirts, eine wärmere Schicht für alle Fälle und in jedem Fall Regenjacke und Regenhose oder -rock. Hier tut es auch ein Regencape – vor allem auf den Levadatouren im Landesinneren. Eine Taschenlampe für abenteuerliche Wanderungen mit Tunnelanteil sollte auch nicht fehlen.

Meine Lieblingswanderungen während des ersten Inselbesuchs

Ponta di São Lourenço

Die Tour zur Ponta di São Lourenço ist zwar touristisch stark frequentiert, sorgt aber für dramatische Aussichten und frischen Wind.

Der Feenwald von Fanal

Vom Nebel verhangen und deswegen mystisch-schön: der Feenwald von Fanal entführt einen in eine ganz andere Welt.

Vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo

Die Tour zum Pico Ruivo wurde ganz schnell zu einer meiner liebsten Achterbahnen, da es nicht nur hoch und runter, sondern auch durch lange Tunnel und an vielen idyllischen Aussichtspunkten vorbeigeht. Und das ganz ohne freizeitparktypischen Sicherheitsgurt!

Ribeiro Frio

Der „grüne Balkon“ ist leicht und bequem zu erreichen, bietet bei gutem Wetter beste Aussicht ins Landesinnere und hat den ein oder anderen Madeira-Buchfinken vor Ort, der für Fotos posiert.

Caldeirão Verde

Meine Tour zum grünen Kessel sorgte für triefend-nassen Wanderspaß – und hat sich sehr gelohnt! Die spannende Wanderung führt durch lange Höhlen und durch das grünste Grün überhaupt. Tipp: Wer am grünen Kessel noch nicht genug hat, geht zum Höllenkessel weiter.

Hinweis: Ich nutze keine Affiliate-Links oder Ähnliches. Alle Tipps und Hinweise auf diesem Blog entsprechen meiner ganz persönlichen Meinung und sowohl meine Touren als auch meine Ausrüstung sind selbst ausgewählt bzw. geplant. Ich betreibe diesen Blog ausschließlich privat, weil ich gern über meine Abenteuer und meine Gedanken zu ihnen schreibe und mich freue, sie auf diese Weise mit euch teilen zu können.

Und ihr so?

Wart ihr schon auf Madeira wandern? Habt ihr Tipps und Tricks für die Insel parat? Ich freue mich über eure Kommentare.

One Kommentar zu “Alles Mars, oder was?

  • Das Refugio Frey bei Bariloche. – Rausgier
    4. April 2018 | 22:01

    […] Alles Mars auf Madeira, oder was? […]

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